400°C Bodentemperatur, 500 Einsatzkräfte, 100 km Schlauch. Es ist eine Katastrophe der Superlative. So einen großen Waldbrand hat die Region noch nie erlebt. Da kam unsere Trinkwasser-Spende gestern gerade recht.

Von unserer letzten Großdemo hatten wir noch 9 Stiegen mit 0,5l-Päckchen Trinkwasser übrig, die wir trotz Temperaturen über 35°C und einer Strecke von rund 9 km nicht gebraucht haben. Ursprünglich wollten wir dieses Wasser für die nächste Großdemo aufheben, aber dann brannte der Wald in der Sächsischen Schweiz. Und zwar nicht nur an einer Stelle, sondern gleich an mehreren Stellen und so großflächig, wie noch nie zuvor. Immer noch sind über 500 Feuerwehrleute, THW-Mitarbeiter, Polizisten, Rettungskräfte usw. im Einsatz – seit 12 Tagen. Einige hatten bisher nur einen Tag frei zwischendurch, an dem sie im schlimmsten Fall auch noch ihr regulären Arbeit nachkommen mussten. Da haben wir gar nicht lange gezögert und unsere Wasserreserven gespendet. Am Donnerstagnachmittag machte sich Marcus Fuchs auf den Weg, holte das Wasser aus unserem Lager und fuhr es zur Einsatzzentrale in Bad Schandau. Die Freude bei den Einsatzkräften vor Ort war groß:

Das ist genau die richtige Größe. Diese Packungen passen gut in unsere Hosentaschen und Rucksäcke,” begrüßte mich Feuerwehrmann Jens.

Ausladen der Trinkwasser-Spende bei der Feuerwehr in Bad Schandau

Kaum ist die Trinkwasser-Spende angekommen, eilen auch schon Helfer der Feuerwehr in Bad Schandau herbei, um sie auszuladen.

Schon auf dem Weg zur Feuerwehr in Bad Schandau wurde klar, dass das kein normaler Einsatz ist. An einem Polizeiposten auf dem Weg zur Feuerwache wurden wir kontrolliert. Durch durfte nur, wer einen triftigen Grund hatte. Die Straße vor der Feuerwache war nur noch einspurig befahrbar, denn die andere Spur war von pausierenden Einsatzfahrzeugen zu geparkt. Aber das war nur der Anfang. Kaum angekommen luden sofort mehrere Helfer das Wasser aus und fuhren es in die Halle. Diese wurde zur zentralen Versorgungsstelle für die über 500 Einsatzkräfte umfunktioniert, in der sich mehrere Paletten mit Getränken stapelten. “Das reicht höchstens zwei Tage,” meinte Jens dazu nur lapidar. In der Feldküche stehen 7 riesige Kochbottiche, um warme Speisen für die Kameraden zu kochen. Spätestens in diesem Moment bekam man einen Eindruck von der Größe des Einsatzes.

Trinkwasser-Paletten stapeln sich in der Halle der Feuerwehr Bad Schandau

Trinkwasser-Paletten stapeln sich in der Halle der Feuerwehr Bad Schandau. Dieser Vorrat reicht höchstens für 2 Tage.

Obwohl momentan alle offenen Feuer auf sächsischer Seite gelöscht sind, wird der Einsatz laut Jens noch mindestens 2 Wochen dauern. Denn die Glutnester verbreiten sich unterirdisch weiter und können jederzeit neu aufflammen. Er ergänzt:

Der Boden ist staubtrocken. So hat die Glut leichtes Spiel. Wir haben schon über 100 km Schlauch verlegt, aber viele Glutnester sind an schwer zugänglichen Stellen, wo wir nur mit der Hacke und Löschrucksack zu Fuß hinkommen.

Fast schon surreal. Roter Wasserschlauch durch grauen, abgebrannte Wald

Fast schon surreal wirkt dieser rote Wasserschlauch, der sich durch ein abgebrannten, graues Waldstück schlängelt.

Wie gefährlich der Einsatz in diesem unwegsamen Gelände ist, wird klar, als Feuerwehrfrau Sindy erzählt:

Der Boden hat stellenweise Temperaturen von über 400°C. Gestern hat ein Kamerad seinen Helm zum Ausruhen auf den Boden gelegt, als er ihn wieder aufhob, war das Visier geschmolzen. Nicht selten bekommen die Feuerwehrleute sogar Brandblasen an den Füßen durch die Stiefel durch. Dann bleibt nur noch der Rückzug.

Zwei Feuerwehrleute bei der aktiven Brandbekämpfung im Wald

Zwei Feuerwehrleute bei der aktiven Brandbekämpfung im Wald der Sächsischen Schweiz.

Feuerwehrfrau Sindy hilft übrigens mit Kind und Kegel: “Ich habe niemanden, der sich um meine Kindern kümmern kann,” sagt sie, während sie mit ihrem 8 Monate alten Kind in der Zentrale Getränke umräumt. “Und dort rennt gerade mein Sohn,” ergänzt sie und zeigt auf einen ungefähr 8 Jahre alten Jungen, der durch die Halle eilt. Als ich sie auf die hohe Belastung anspreche, erwidert sie mit strahlenden Augen:

Wir sind Feuerwehrleute mit Leib und Seele. Wir haben sogar unseren Urlaub abgebrochen, weil wir nicht mehr untätig herum sitzen konnten.

Ein ergreifender Moment. Ich habe einen Klos im Hals und weiß gar nicht, was ich antworten soll. Es ist atemberaubend, was diese Menschen hier tagtäglich leisten, um unsere Natur zu retten und ihre Mitmenschen zu schützen. Mir ist es fast schon peinlich, dass wir nur Trinkwasser spenden.

Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr im Waldbrandgebiet

Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr im Waldbrandgebiet

Feuerwehrmann Jens zeigt mir kurz die Zentrale, während er mit noch eine lustige Geschichte erzählt:

“Letztens war das Wasser im Löschrucksack alle, als sie ein Glutnest fanden. Aber sie hatten noch ein paar Flaschen Freeway-Cola. Die schmeckt bei der Hitze sowieso nicht mehr. Also haben wir damit das Glutnest gelöscht.”

Als wir an der Leitzentrale vorbei kommen, fängt er an zu schmunzeln und erzählt eine andere, lustige Episode diese ansonsten sehr harten Einsatzes:

“Uns unterstützen Kameraden aus ganz Sachsen – z.B. aus Zwickau, Chemnitz und dem Erzgebirge. Das ist im Funk manchmal schwierig, diese Dialekte zu verstehen. Neulich sagte einer durch: ‘Da ub’n is Raach. Da müssmor hie. Do fürst die vor und do sind die wag. Und do gömmer noch e dra hänge.’ Manchmal bräuchte man noch einen Übersetzer dafür.”

Marcus, der selbst im Erzgebirge aufgewachsen ist, kann sich das Lachen kaum verkneifen. Es sind diese Geschichten, die einen den Dauerstress in solchen Situationen ertragen lassen.

Rauchender Fels

Die Glutnester verbreiten sich unterirdisch und der Rauch tritt stellenweise auf, so wie hier durch diesen porösen Felsen aus Sandstein.

Zum Schluss richtet er noch eine wichtige Bitte an uns:

“Wasser und isotonische Getränke in Halbliter-Flaschen sind perfekt für den Einsatz, davon können wir mehr gebrauchen. Außerdem Müsli-Riegel (aber ohne Schokolade), Obst/Gemüse und Herzhaftes. Nicht immer nur Süßkram.”

Der Wald steht in Flammen: Faszinierend und erschütternd zugleich

Der Wald steht in Flammen: Faszinierend und erschütternd zugleich.

Auf dem Rückweg sehen wir, dass mittlerweile nicht nur 2 Wasserwerfer aus Sachsen, sondern auch 3 Wasserwerfer aus Blumenau im Einsatz sind – obgleich diese wegen der momentan unwegsamen Einsatzgebiete gerade auf dem Parkplatz in Bad Schandau still stehen. Abschließend überreicht Marcus Fuchs stellvertretend für Querdenken 351 Dresden noch einen Gutschein über 10 Freikarten für die nächste Dresdner Schwurbler-Party. Denn wer unter Einsatz seines Lebens alles gibt, hat sich eine ordentliche Belohnung verdient.

Feuerwehrmann Jens erhält den Gutschein über 10 Freikarten für die nächste Schwurbler-Party von Marcus Fuchs

Feuerwehrmann Jens erhält den Gutschein über 10 Freikarten für die nächste Dresdner Schwurbler-Party von Marcus Fuchs.